Karakol ist einer der Wintersport Hotspots in Kirgisistan. Die Stadt liegt östlich des Sees Issyk-Kul, etwa sechs Autostunden von Bischkek entfernt. Neben einem verhältnismäßig großen Skigebiet (drei Lifte), gibt es mehrere Freeride-Möglichkeiten: Schneemobiltouren und Pferdelift. Auch das Tourengehen ist auf dem Vormarsch, aber dazu muss man die richtigen Leute kennen.
Ich lerne meinen kirgisischen Guide Anarbek über gemeinsame Freunde kennen. Wir haben spontan einen Roadtrip nach Karakol gemacht und ich war ziemlich überrascht, in einen lokalen Bergführer zu treffen. Zudem hat Anarbek in den USA und spricht fließend Englisch. Deshalb erfahre ich viel über das Berggehen in der Region. Schließlich, bei Drinks in einem Restaurant, haben wir beschlossen: „Lasst uns morgen eine Tour machen!“ Gesagt, getan.
Die Ausrüstung war allerdings schwer aufzutreiben. In ganz Karakol gibt es nur zwei Paar Tourenski zu vermieten. Der Outdoor Shop „Extreme+Tour“ hat die Preise seiner Monopolstellung angepasst: 1500 Som (30 USD) pro Tag. Das ist dreimal so viel wie im normalen Skiverleih. Reisetipp: Ausrüstung selbst mitbringen!
Wir starten unsere Tour in einem Dorf im Karakol-Nationalpark. Am Morgen ist es eisig kalt, aber bald kommt die Sonne raus und es fühlt sich wie Wandern im Frühling. Wir wollen auf über 3000 Meter steigen, von unserem Ausgangspunkt ca. 600 Höhenmeter. Die Strecke an sich beträgt sieben Kilometer.
Am Anfang ist der Weg flach und führt durch Birken-und Nadelwälder. Nachdem wir die Brücke über einem kleinen Fluss überqueren, kommen wir zu einem Jailoo. Das ist das kirgisische Wort für eine Sommerweide. Im Herbst ziehen die Hirten zurück ins Tal und im Winter ist das Jailoo eine große, weiße Ebene. Anarbek zeigt mir, wohin wir gehen: „Siehst du den Bergrücken da drüben hinter dem Wald?“ Ich sage nur „ja“ und atme tief durch. Es sieht aus, als ob der steilste Teil erst noch kommt und ich bin nicht wirklich gut in Form.
Nachdem wir uns über die felsige Steigung gekämpft haben, breitet sich vor uns ein Powder-Paradis aus. „Hätten wir Neuschnee, wäre es perfekt“, denke ich mir. Geschafft vom Aufstieg halten wir an und machen Brotzeit. Als ich von meinen Skiern absteige, versinkt mein Bein bis zum Oberschenkel im Schnee. Das würde nicht das letzte Mal sein, dass ich mich heute ausgraben muss.
Als wir den Kamm erreichen, ist die Aussicht überwältigend. In der Tal-Ebene liegt, groß und blau, der Issyk-Kul. Dahinter erhebt sich majestätisch eine der Bergketten des Tienschan. Nachdem wir uns sattgesehen haben, machen wir uns bereit zur Abfahrt. Ich bin Ski-Anfänger und Tiefschnee ist eine ziemliche Herausforderung. Am nächsten Tag gibt es keinen Teil meines Körpers, der nicht wehtut vom vielen Ausbuddln aus dem Schnee.
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