Die Adlermänner der Salburun Föderation haben mich zu einem Jagdausflug eingeladen – eine der besten und kältesten Weihnachten, die ich je hatte. Ich durfte bei der Familie eines Jägers in den Bergen übernachten. Das Dorf liegt etwa 30 Kilometer entfernt vom Ort Bakonbayeva, am Südufer des Issyk-Kul.
Obwohl die Kirgisen Moslems sind, gibt es einen Weihnachtsbaum – ein Überbleibsel aus Sowietzeiten, das noch immer in Mode ist. Viel besser als die Weihnachtsdeko, finde ich die ruhige Stimmung in den Bergen. Am Morgen helfe ich beim Kühemelken und später reiten wir zur Jagd. Endlich vertraut mir ein Kirgise ein schnelles Pferd an. Damit ist es später auch kein Problem, den Heimweg alleine wiederzufinden: Einfach laufen lassen – im Sturmgalopp durch den Schnee.
Als wir mit den Steinadlern losziehen, bin ich beeindruckt von meinem Gastgeber Aitubek. Mit dem großen Adler auf dem Arm steigt er problemlos auf das Pferd. Dann reiten wir für zwei Stunden durch die Berge. Es hat Minustemperaturen im zweistelligen Bereich..Schon nach einigen Stunden spüre ich meine Füße nicht mehr. Aitubeks „Adlerarm“ ruht auf einer Stütze. Mit der Peitsche treibt er sein Pferd voran und telefoniert gleichzeitig am Handy. Er ist ein Adlermann der vierten Generation und jede Bewegung sitzt, sodass der Adler auf dem Arm gar nicht mehr stört.
Auch Almazbek Akunov, der Vorsitzende der Salburun Föderation ist mitgekommen zur Jagd. Er hat nicht nur seinen Adler dabei, sondern auch seine wertvollen Jagdhunde. Der kirgisische Taigan ist eine Art Windhund, aber perfekt an die Kälte und die Berge angepasst. Die Tiere wurden zur Wolfsjagd gezüchtet, aber sind Menschen gegenüber sehr freundlich – zumindest war das meine Erfahrung. Mit den Adlern jagt man zumeist auf Füchse. Die Hunde stöbern die Tiere aus ihrem Bau. Wenn der Jäger den Fuchs laufen sieht, schickt er den Adler.
Alle Jagdadler sind weiblich, so auch Tumara, Tulgarbeks Adlerdame. Wie gern er das Tier hat, merkt man auch, wenn man die beiden nicht kennt. Liebevoll streicht er dem Vogel über die Federn und schmust abundzu mit ihr.
Ich habe die Salburun-Männer schon einige Male getroffen und gelernt, dass es ihnen um den Sport geht und darum, Zeit mit den Tieren zu verbringen. Sie veranstalten oft Festivals, sitzen zusammen beim Abendessen und diskutieren über ihre Adler, die richtige Haltung und die Jagd. Im Gegensatz zu vielen anderen Kirgisen, trinken sie keinen Alkohol.
An diesen beiden Tagen haben wir nichts erlegt, aber es gibt keine langen Gesichter (zumindest nicht unter den Adlermännern). Sie finden es nur schade, dass sich in der Region so wenig Wild aufhält. „Vor vier Jahren war das noch anders,“ erzählt mir Almazbek, „jetzt gehen die Leute immer öfter mit Gewehren auf Jeep-Safari.“
Ein Erlebnis war es trotzdem: Freiluftweihnacht mit neuen Freunden, Pferd, Hund und Adler – Was will man mehr?
Hier ein Video über ein Salburun-Festival von Associated Press:
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