Das erste Pferd, mit dem ich es in der Mongolei zu tun habe, liegt auf meinem Teller. Oogis Schwester hat bei unserem Camping-Ausflug groß aufgekocht. Es schmeckt zwar gut, war aber nicht Sinn der Reise. Eigentlich wollte ich auf dem Pferd sitzen und nicht auf ihm kauen.

Ansonsten hatte ich es in Ulan Bator nur mit dem Amtsschimmel zu tun, der eher mich geritten hat als anders herum (Siehe Eintrag Ulan Bator). Es war Wochenende und die Ämter waren zu, für mich bedeutete das eine Zwangspause von der Organisationsarbeit.

Oogi meine „Couchsurfing-Hostin“ und ihr Mann Kishig haben spontan beschlossen, mit der Familie zum Zelten in den, etwa 100 Kilometer entfernten, Hustai Nationalpark zu fahren. Dabei waren auch ihre Schwester mit Mann und Sohn und wir Couchsurfer, vier französische Studenten und ich. Insgesamt 12 Leute mit Gepäck und Verpflegung. Mein Respekt gilt erneut dem Auto, einem japanischen Kleinbus.Wie in Russland, sind auch hier die Straßen holprig, aber von UB aus ist man schnell in den Hustai gefahren.

Vor einer Woche hatte ich die Parkverwaltung angeschrieben, weil ich über das Wildpferdprojekt eine Reportage machen wollte. Die Anfrage blieb ohne Antwort. Ich hatte mir die Sache schon aus dem Kopf geschlagen, als sich am Infozentrum im Park herausstellt, dass Kishig den verantwortlichen Biologen kennt. Sie haben zusammen studiert. Zufällig treffen wir ihn auch noch und er schlägt vor, mich am nächsten Morgen mitzunehmen auf seine Motorradrundfahrt durch den Park. Das macht er zweimal am Tag, um die Pferde zu beobachten. Kurzum, aus der Reportage ist doch noch was geworden.

Der einzige Wermutstropfen: Die Bilder aus meiner Pentax-Spiegelreflex sind qualitativ unbrauchbar. Ich hab’s ja schon vorher geahnt. Dass es am Bediener liegt moechte ich an dieser Stelle natürlich nicht ausschliessen. Als aber die Franzoesin Laureen ihre Kamera dabei hatte und ich vergleichen konnte, war mir klar: „Das Ding muss weg.“ Sogar meine Kompaktkamera macht bessere Bilder. Ich bin dann kurzerhand in eines der Elektronik-Geschäfte an der Peace Avenue und hab so lange verhandelt bis ich die Pentax gegen eine etwas bessere Cannon eintauschen konnte, gegen einen signifikanten Aufpreis natürlich.

Hier noch ein Erlebnis aus dem Park, das nicht in der Reportage steht, aber trotzdem bei mir haengen geblieben ist: Am Abend vor der Rundfahrt haben wir die Wildpferde gesehen und ich habe mich zum Fotografieren herangepirscht. Als ich bei etwa 30 Metern bin, kommt der Leithengst auf mich zu, stellt sich seitlich vor mich hin und schaut mich an, als wollte er sagen: „Einen Schritt weiter und es setzt was.“ Die Stuten und Fohlen ziehen hinter ihm an mir vorbei. Als das letzte Pferd durch ist, wendet er sich ab und geht langsam hinterher. Haette ich einen Hut aufgehabt, dann haette ich ihn gezogen. „Kompetenz“ ist das erste Wort das mir dazu eingefallen ist.