So wie ich es verstehe, ist „Dry-Tooling“ Eisklettern ohne Eis, also mit Eispickeln und Steigeisen am Fels. Es heißt, es wurde ursprünglich entwickelt um frei hängende Wasserfälle zu erreichen. Ich hatte davon noch nichts gehört, und als meine russische Freundin Katya vorschlägt zum Wettbewerb in der Chunkurchak Schlucht zu fahren, lasse ich mir die Gelegenheit natürlich nicht entgehen.

Der Weg von Bishkek zur Chunkurchak Schlucht, ist schwierig zu finden und der dicke Nebel macht die Angelegenheit nicht einfacher.  Irgendwann schaffen wir es aber und finden den Zeltplatz. 100 Meter flussaufwärts ist das Klettern schon voll im Gange. Schon den ganzen Tag nieselt es und auch wenn aus dem Dry-Tooling ein Wet-Tooling geworden ist, sehe ich den Vorteil zum Sportklettern: Es funktioniert auch am nassen Fels.

Etwa ein Dutzend Top-Ropes sind aufgehängt und die Routen darunter mit einem gelben Band markiert. Beim Wettbewerb geht es darum, wer innerhalb einer bestimmten Zeit möglichst viele der markierten Etappen schafft. Ich lasse mir sagen, dass um die 40 Leute teilnehmen.

Die Teilnehmer, hauptsächlich russische Alpinisten, sehen aus, wie erfahrene Kletterer. Die Technik aber, mit Steigeisen und Eispickeln am nackten Fels Halt zu finden scheint auch für sie recht schwierig.

Ich selbst versuche mich nicht im Dry-Tooling und gehe lieber spazieren. Langsam wird es Frühling und in der kirgisischen Berglandschaft beginnt das Gras, zu sprießen. Mit dem Nieselregen, einem Wasserfall im Hintergrund und dem allgegenwärtigen Vieh am Wegrand, gibt es heute eine ganz besondere Atmosphäre.

Nach dem Wettbewerb bleiben wir noch, trinken Tee im „Küchenzelt“ und helfen die gefühlten 1000 Kartoffeln für das Abendessen zu schälen.