Ich gehe ungern auf Basare, erstens, weil ich Einkaufen generell stressig finde und zweitens, weil mich Menschenmassen an den Rand des Wahnsinns treiben. In Kirgistan kommt drittens noch dazu, dass die Polizei sich gerne einen Zusatzverdienst verschafft, indem sie Touristen durchsucht, genauer, ihre Geldbeutel. Aber wo erlebt man die Menschen eines Landes so nah und so ehrlich, wie auf einem Marktplatz. Also beiße ich die Zähne zusammen und besuche den Osh Basar in Bischkek, den zweitgrößten Basar Kirgistans (der Dordoi ist der Größte).

 

 

„Moshna?“ -„Darf ich?“ frage ich die Händler und halte meine Kamera hoch. Die Reaktionen sind unterschiedlich, manche schütteln den Kopf und winken ab, manche nicken freundlich. In dem Fall versuche ich so schnell wie möglich ein gutes Bild zu machen, um die Leute nicht zu lange zu stören. Das klappt aber selten, denn meistens hantiere ich noch an der Belichtung, am Fokus oder an der richtigen Perspektive. Wenn ich den Leuten hinterher das Foto auf dem Display zeige, lächeln sie und bedanken sich. Manche fragen, ob sie einen Abzug haben können. „Schwierig“, steht dann auf meinem Gesicht geschrieben, nicht wegen der Abzüge. Die kann man in kleinen Geschäften in den Straßenunterführungen ruckzuck bestellen. Nein, an der Bildübergabe würde es scheitern. Denn nie im Leben würde ich einen bestimmten Verkaufsstand im Basar-Labyrinth wiederfinden.

Am meisten freue ich mich, wenn mir die Leute nachrufen, mich herwinken und mir symbolisieren, dass ich sie fotografieren soll. Eine Verkäuferin ist so stolz auf ihre Weintrauben, dass sie mit auf das Bild müssen. Die Männer mit den typisch-kirgisischen Filzhüten sagen etwas wie: „Fotografiere uns, damit du heute abend von uns träumen kannst.“ Oft genug wollen die Verkäufer aber ihre Kollegen, Freunde, Frauen oder Männer in die Pfanne hauen. Da ruft mich zum Beispiel eine Verkäuferin her und zeigt mir zwei Männer, die faul in der Ecke sitzen, während ihre Frauen die Ware verkaufen. „Da, das musst du fotografieren!“, ruft sie und lacht.

Alles in allem, war der Besuch auf dem Osh Basar anstrengend, um Polizisten musste ich immer einen großen Bogen machen und mehr als einmal habe ich mir eine Abfuhr geholt. Aber, wenn ich mir die Bilder ansehe, bin ich wirklich froh, dass ich hingegangen bin.