Einmal Wilde Hölle und zurück – das war das Motto unseres Wanderwochenendes in der Sächsischen Schweiz. „Wilde Hölle“ heißt dort ein Wanderweg, der mit einer himmlischen Aussicht belohnt. Ich muss zugeben, das Elbsandsteingebirge war mir zwar immer ein Begriff, aber es wäre mir nicht eingefallen, dort eine Wandertour zu machen. Leider gehöre ich zu den Leuten, die glauben, für tolle Landschaften müsse man möglichst weit reisen. Zum Glück zeigt mir immer mal wieder jemand, dass ich mich irre. Dieses Mal kam die Idee von Lisa. Ich kenne sie aus meiner Zeit in Kirgistan und ihr kennt sie aus Geschichten wie Sahids Farm.

„Affensteine“ ist nur einer der seltsamen Namen der noch seltsameren Sandsteingebilde im Nationalpark Sächsische Schweiz. Daneben gibt es die ganze Familie der Schrammsteine mit Onkel, Tante und Schwager. Jeder der vielen Wegweiser dort zeugt vom kreativen Potenzial der Einheimischen bei der Namensschöpfung. Viele große Künstler haben sich von der Landschaft inspirieren lassen. Daher rührt der Name Malerweg, der als einer der schönsten Wanderwege Deutschlands gerühmt wird.

Damit die Wanderer die schöne Aussicht genießen können, hat man die Felsen im Elbsandsteingebirge mit Treppen, Leitern und klettersteigähnlichen Konstruktionen ausgestattet. Allerdings waren wir uns nicht sicher, ob man für die Etappen nicht ein Klettersteigset braucht. Ein Einheimischer, den wir dort treffen, sagt, er gehe dort auch ungesichert mit seinen Kindern entlang. Dann nimmt er einen anderen Weg (!).

Hier noch eine kurze Info zum Klettern: Es gibt mehr als 1000 frei stehende Felsen, die die Gegend zu einem wahren Kletterparadies machen. Wenn man nicht so gerne Free-Solo unterwegs ist, muss man beim Anbringen der Sicherungen einiges beachten: Friends und Klemmkeile sind verboten. Neben den eingebohrten Haken sind nur Schlingensicherungen erlaubt, denn der Sandstein ist weicher als andere Gesteinsarten. Beim Abseilen darf das Seil nicht über den Fels laufen. Außerdem ist die Verwendung von Magnesia verboten, weil es die Poren im Sandstein verstopft und die Felsen glatter macht.

Der Vorteil beim Winterwandern: Es sind nur wenige Touristen da. Lisa war hier schon mal im Sommer und meinte, sie habe bei den Felsbesteigungen sogar anstehen müssen. Der Nachteil ist aber, dass die meisten Treppen und Leitern ziemlich vereist sind und höchste Trittsicherheit gefragt ist. Deshalb dauern die Felsbesteigungen auch länger als im Sommer.

Die Kletterei lohnt sich und der Blick über das Elbsandsteingebirge ist traumhaft. Aber so lange kann man ihn nicht genießen, denn es weht ein eisiger Wind. Daher streichen wir das geplante Wintercampen unter einem Felsvorsprung und kehren in die Ottendorfer Hütte ein. Dort gibt es deftiges Essen, ein kühles Bier und ein noch kühleres Schlaflager. Während draußen der Wind pfeift, bibbere ich in meinem 0-Grad-Celsius-Schlafsack und male mir aus, wie es mir im Freien ergangen wäre. Lisa schläft währenddessen friedlich in einem Expeditionsschlafsack für zweistellige Minustemperaturen.

Am nächsten Tag vergeht uns das Lachen bei der Parkplatzsuche, vor allem, als wir feststellen, dass uns Kleingeld für die Parkuhr fehlt. An einem Sonntag-Vormittag ist das Örtchen Bad Schandau wie ausgestorben, nichts hat geöffnet. Das ist wohl auch ein Nachteil, wenn man in der Nebensaison kommt. Irgendwann schaffen wir es und haben den Parkplatz-Stress bald vergessen. Denn genauso stelle ich mir eine Winterwanderung vor: unten glitzert der Schnee, von oben lacht die Sonne.

Heute geht es zu den Schrammsteinen, vorbei an den großen Felsschluchten, gefühlte Tausend Treppen hinauf zu einer ebenfalls lohnenden Aussicht. Mein Fazit: Das Elbsandsteingebirge mit seinen bizarren Felsformationen ist landschaftlich mal ganz was anderes. Vor allem im Winter birgt es eine Menge Abenteuerpotenzial, das es zu einem großartigen Ausflugsziel macht. Ideal, wenn man unter Fernweh leidet, aber gerade nicht vereisen kann. Die Sandsteine haben mich neugierig gemacht und irgendwann möchte ich mal zum Klettern herkommen. Wenn jemand Zeit und Lust hat, einfach Bescheid sagen.

PS: kleiner Tipp am Rande: In Bad Schandau steht eine fest installierte Radarfalle auf der Straße entlang der Elbe. Da ist eine 30-Zone, die man leicht übersieht, weil es dafür keinen offensichtlichen Grund gibt. Also, Augen auf.