„Was war dein erster Eindruck von Usbekistan?“ fragen die Schüler. „Die vielen Ausweiskontrollen“, antworte ich. Wir stehen im Amir Timur Museum in Tashkent, ich in der Mitte und die Schulklasse im Halbkreis um mich herum. So langsam denke ich, sie sind nicht wegen dem Herrscher aus dem 14. Jahrhundert hier, sondern um Touristen zu treffen. Der Lehrer für Englisch und Geschichte hat mich angesprochen, ob ich ein paar Minuten hätte, mich mit den Teenagern auf Englisch zu unterhalten. Ich fand, das sei eine willkommene Abwechslung zu unserem Kultur-Marathon.

Madina hat mich zu sich nach Tashkent eingeladen. Die 23-jährige ist die Direktorin Usbekistans erster und einziger Tierschutzorganisation. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, mir neben ihrer Arbeit auch die kulturellen Highlights der Hauptstadt Usbekistans zu zeigen.

 

 

Präsident Karimov, der das Land bereits seit 1991 regiert, liegt die Bildung der Bevölkerung am Herzen, beeindruckende Bauwerke und moderne Museen zeugen davon. Auch als ich bei den Behörden erklären durfte, worüber ich denn hier schreiben will, musste ich mich rechtfertigen. „Warum der Tierschutz, warum nicht die Kunst?“ fragt der Beamte. Ich erkläre ihm, dass Tierschutz ein Zeichen für den Fortschritt ist und er gibt sich zufrieden.

Reisetipp: Unterkunft. In Usbekistan herrscht Registrierungspflicht. Mindestens alle 72 Stunden muss man sich von einem Hotel ein Schreiben ausstellen lassen und diese Nachweise bei der Ausreise vorlegen. Wenn man sie nicht hat, muss man eine Strafe zahlen. Couchsurfing ist hier also schwierig. Die Hotels sind allerdings ziemlich teuer, 30 USD sind schon im unteren Bereich. Es gibt wohl Leute, die sich von einem Hotel die Registrierung ausstellen lassen, ohne dort zu wohnen. Falls die Behörden das herausfinden, bekommt der Hotelbesitzer Ärger. Eine riskante Sache, denn die Polizei kann jederzeit nachfragen.

2. Reisetipp: Reisen in Usbekistan ohne Agentur, weg vom Touristentrampelpfad und ohne Russisch zu sprechen ist fast nur möglich, wenn man Einheimische kennt. Ohne Madina wäre ich aufgeschmissen.

Zurück zum Tierschutz: Ich bin eine Woche dort. Also, was machen wir?

Ich besuche verschiedene Tierärzte, mit denen die Organisation zusammenarbeitet. Einmal darf ich einer Katzen-Sterilisation live beiwohnen. Nach zehn Minuten ist mir schwindlig und ich muss abbrechen. Die Tierärztin sagt, ich könne kein Blut sehen. Ich sage, meine erste Berührung mit Chloroform-Dämpfen wird hoffentlich meine Letzte sein. Das Zeug macht nämlich einen Wahnsinns-Schädel.

Dann bin ich bei einer Tierschutz-Promoaktion im Ilkhom-Theater dabei. Dies ist ein besonderes Theater, da es liberal ist d.h. es werden Stücke gezeigt, die sonst eigentlich verboten sind (Der Direktor wurde übrigens 2007 ermordet.) Die Veranstalter laden uns ein, die heutige Aufführung umsonst anzusehen: John Steinbecks „Totilla Flat“ auf Russisch. Da ich von den Dialogen nicht viel verstehe, unterhalte ich mich während der zweiten Hälfte mit einem amerikanischen Unternehmer, den ich während der Pause getroffen habe. Er hat jahrelang in der Sowietunion gelebt und viel erlebt mit seinem Schatten vom KGB, den er auch ab und zu mal auf einen Wodka eingeladen hat.

Eine andere Promoaktion findet bei einer Hundeshow statt. Die Tierschutz-Organisation hat mit ihnen eine Vereinbarung, dass ihre Schützlinge umsonst trainiert werden. Ich hatte keine Ahnung, wie populär der Deutsche Schäferhund hierzulande ist.

Einer unserer interessantesten Ausflüge allerdings war der Jongabod-Basar. Vor allem der Tiermarkt dort. Denn der Ausschuss, der nicht verkauft wird, landet auf der Straße. Einige der jungen Hunde, die überlebt haben finden wir in einer der Lagerhallen. Ein Sicherheitsmann füttert sie ab und zu.

Ansonsten kann man sagen, Taschkent ist eine moderne Großstadt, in der es sogar eine U-Bahn gibt. Allerdings spürt man auch die Polizeipräsenz auf der Straße. Das ist gut, weil man sich sicher fühlt in einem Land, das an Afghanistan grenzt. Das ist schlecht, weil man immer das Gefühl hat, man wird beobachtet. Und es gibt einige Sachen, die man lieber nicht sagen sollte. Vor allem Kritik an der Regierung hört der allgegenwärtige Geheimdienst nicht gerne.