… war das Motto des Kletterfestivals MOVE, zu dem der Grödner Tourismusverband letztes Wochenende geladen hatte. Für mich fühlen sich die Dolomiten gerade nach Muskelkater an, das Ergebnis einer abenteuerlichen Pressereise mit Klettersteigen und alpinen Kletter- und Wandertouren.

Als Kontrast zum strammen Outdoorprogramm sind wir in einem 4-Sterne-Hotel untergebracht, dem einzigen der Gegend auf mehr als 2000 Metern über dem Meeresspiegel. Das Passo Sella Dolomiti Mountain Resort wurde erst diesen Juli eröffnet, liegt ganz praktisch neben einer Gondelstation (Skigebiet!) und bietet neben dem gemütlich, holzigen Flair auch noch Wellness-Bereich und Indoor-Swimmingpool an.

„Wir wollten etwas Schönes schaffen, das es hier so noch nicht gegeben hat“, sagt die Wirtin, Sonja Perathoner. Wer die Zielgruppe sei, frage ich, denn Outdoor und Luxus waren in meinem Kopf bisher in zwei verschiedenen Schubladen. „Bei uns ist jedermann willkommen“, sagt Sonja, die zugibt, dass es auch ein paar Herausforderungen gibt, an die man vorher nicht gedacht hat. Zum Beispiel fehlt ein Trockenraum im Eingangsbereich: „Da müssen wir uns etwas einfallen lassen, heute ist auch wieder jemand mit matschigen Schuhen durchs Treppenhaus gelaufen“, erzählt sie mir. Ich werde ein wenig rot, denn ich weiß, wer das war.

Da ich persönlich eher Budgetreisen unternehme, wären mir die 80 bis 260 Euro, je nach Saison und Zimmer, für eine Übernachtung zu teuer. Wer aber das nötige Kleingeld hat und einmal Hochgebirgsluxus genießen will, statt schmutzig im Zelt zu sitzen bzw. im Hüttenschlaflager dem Schnarchsonett zu lauschen, der wird an dem Resort seine Freude haben, vor allem wegen dem bestechenden Bergpanorama, dem man dort in keinem Raum entkommt, auch nicht im Schwimmbad. In den frühen Morgenstunden sieht man so manchen Gast mit dem Fotoapparat am Fenster stehen, um die Bergsilhouette während des Sonnenaufgangs festzuhalten.

Kleiner Tipp für Budgetreisende: In einem seperaten Teil des Hotels gibt es ein spartanisches Schlaflager für um die 20 Euro pro Nacht, allerdings ohne Zugang zum Wellnessbereich und ohne Alpenblick.

Nun aber zum Grödnertal, oder Val Gardena, wie es viel schöner auf Italienisch heißt. Die Einheimischen nennen es Gherdëina (sprich: Grda-ina) auf Ladinisch. Die Region liegt in Südtirol, das zu offiziell zu Italien gehört. Einheimische sprechen alle drei Sprachen fließend und fühlen sich weder als Italiener noch als Österreicher.

Freitagabend findet der Empfang statt, Zeit bei einem Aperitif andere Teilnehmer kennenzulernen. Vor dem mehrgängigen Abendessen, mit Steak und Rotwein zeigt der lokale Bergführer Hermann Comploj Videos seiner Kamikaze-Einsätze, wie zu Beispiel das Folgende, bei dem er solo 350 Höhenmeter, 54 Grad Steigung mit Skiern hinunterfährt. „Und warum macht man das?“, fragt eine italienische Journalistin, die für ein Frauenmagazin arbeitet.  „Um herauszufinden, ob man es kann“, lächelt Hermann.

Ob ich es kann, frage auch ich mich am nächsten Tag. Denn ich weiß nicht, ob ich den Stevia-Klettersteig mit der Fortgeschrittenen-Gruppe machen oder doch lieber zu den Anfängern in den Klettergarten soll. Dieses Jahr war ich leider noch kein einziges Mal am Fels. Zum Glück, ist Ralf vom Online-Portal via-ferrata.de mit im Team. Mit seinen mehr als zehn Jahren Erfahrung ist er eine wandelnde Gebirgsenzyklopädie. Er sagt: „Na, wenn du den Rino Pisetta gemacht hast, dann ist der Stevia ein Kindergarten.“ Und ich bin froh, dass ich mit bin, denn die Tour war einfach nur genial.

Der Stevia-Klettersteig (aka Via Ferrata Sandro Pertini) ist ein angenehmer Steig mit ein paar anspruchsvollen Stellen und einem umwerfenden Blick ins Langental. Und wann bekommt man schon die Möglichkeit, einen Klettersteig zusammen mit dessen Erbauer zu begehen, dem einheimischen Bergführer Mauro Bernardi. Er führt heute die Tour und zeigt uns die heimische Flora. Jetzt weiß ich nicht nur, wie Teufelskralle und Feuerlilie aussehen, sondern auch, dass die Zapfen der Zirbelkiefer sowohl Tannenhäher als auch Menschen schmecken. Letztere genießen ihn als hochprozentige Flüssignahrung, wie ich später in der Hütte selbst austeste.

Auch abends ist immer Programm, in Wolkenstein und St. Ulrich finden Kletterwettbewerbe statt, Fashion-Shows und während einer Poolder-Party im Schwimmbad Mardolomit zeigen junge Einheimische, dass Bouldern und Klettern bei ihnen schon zum Alltag gehören. Ich sehe zum ersten Mal einen Rückwärtssalto auf der Slackline und finde die Idee originell, lokale Traditionen wie das Schnalzen mit der Peitsche und den Trendsport „Highline“ zu verbinden. Hier das Video. Nach vier Stunden Schlaf geht es am nächsten Morgen weiter zur Sonnenaufgangswanderung auf die Große Cirspitze. Auch wenn die Sonne nur heimlich hinter den Wolken aufgeht, ist die Aussicht auf die Berggipfel gigantisch.

Auch heute ist der Tag noch nicht vorbei. Bevor wir abreisen, besteigen wir noch schnell den ersten Sellaturm der „fünfköpfigen“ Sella Gruppe. Der Zustieg vom Sella-Pass geht Ruck-Zuck, die 180 Meter hohe Kletterroute allerdings dauert etwa zwei Stunden. Wie auch an den vergangenen Tagen haben wir einen Bergführer dabei. Der erledigt das Vorsteigen, wir kraxeln gemütlich hinterher und machen Fotos. Als Route hat unser Guide die Kaminführe gewählt, mit den schwierigsten Stellen etwa III+ bis IV. Weil der Bergführer die Verantwortung trägt, läuft man auch während der Wanderpassagen in der Seilschaft und kommt sich vor, wie ein Hündchen an der Leine.

Die Kaminführe ist mein erstes alpines Klettererlebnis über 8-10 Seillängen. Es geht erstaunlich gut, auch wenn ich beim nächsten Mal bequeme Zustiegsschuhe anziehen und einen kleineren Rucksack mitnehmen werde, der besser durch die Felsspalten passt. Es ist zwar viel Verkehr auf dieser beliebten Route, aber die Kletterei ist entspannt und mulmig wird mir nur beim Überqueren einer Felsspalte, für die meine Beine mal wieder viel zu kurz scheinen.

Die letzten drei Fotos: Stefan Comploi (Bergführer)

Nun wisst ihr also, wo der Muskelkater herkommt. Mein Fazit: Die Dolomiten bzw. das Val Gardena sind definitiv einen Besuch wert! Übrigens war das Kletterfestival wahrscheinlich das erste einer ganzen Reihe von MOVE – Feel the Dolomites – Veranstaltungen, die unter anderem auch den Wintersport zum Thema haben werden.

Hier ein paar weiterführende Links:

www.valgardena.it
www.dolomitesalpine.it
www.via-ferrata.de
www.move-dolomites.it
www.tourendatenbank.com

[wpgmza id=“7″]