Eigentlich hat Lisa nur nach einer Reitbeteiligung gesucht, jetzt ist sie „Farmhand“ auf einem kirgisischen Bauernhof. Wie man dazu kommt? – Mit der Mashrutka aufs Dorf fahren und sich durchfragen. Wer Russisch kann, ist wie immer klar im Vorteil. Eine Verkäuferin macht Lisa mit Sahid bekannt. Er hat einen Bauernhof in der Nähe von Kashka Suu, etwa eine halbe Stunde Fahrzeit von Bishkek entfernt. Sahid freut sich über den Besuch, stellt aber sofort klar: Geld könne er keines bezahlen für die Hilfe, aber Reiten dürfe Lisa natürlich gerne.

Als Lisa, zusammen mit dem anderen Helfer Askhat, auf die Weide kommt, entdecken die beiden ein neugeborenes Lamm. Im Schnee ist es zu kalt und Askhat bringt das Tier zum Stall, die Mutter läuft aufgeregt hinterher. Als Askhat zurückkommt treiben die beiden gemeinsam die Herde zur Tränke ins Tal.

Auf dem Bauernhof gibt es nur ein trainiertes Reitpferd, einen dreijährigen Fuchs, der übersetzt „Grauer“ heißt. Er hat eine Vollzeitbeschäftigung, denn er wird gebraucht, zum Schafe- und zum Pferdehüten, zum Wasserholen oder um Besorgungen im Dorf zu machen. Überarbeitet sieht er nicht aus, es scheint ihm sogar Spaß zu machen. Manchmal zwickt er sogar einem Schaf in den speckigen Hintern, um es voranzutreiben.

Auf dem Rückweg treffen Lisa und Askhat auf Sahids Pferde. Zur Herde gehören eigentlich nur Stuten und einige Jährlinge. Askhat beginnt zu fluchen, als er sieht, dass sich ein fremder Hengst eingeschlichen hat. Der freche Rappe gehört einem Nachbarn und ist wahrscheinlich ausgebüxt (offizieller Duden-Ausdruck). Einige Stuten sind rossig und eigentlich soll sie der teure Zuchthengst decken, der bei Sahid im Stall steht. Askhat versucht deshalb, den frechen Eindringling zu verscheuchen. „Der Liebhaber soll nach Hause gehen!“ ruft er auf Russisch.  Aber der Hengst denkt gar nicht daran den neu gewonnenen Harem aufzugeben, immer wieder kehrt er zurück.

Akhsat bleibt genauso stur wie der Rappe und ändert seine Strategie: Er treibt die Herde hinunter zum Stall, wo der Eindringling eingefangen und bis auf Weiteres festgenommen wird. Der Hengst ist kein schlechter Verlierer und bleibt ruhig, als die Stuten weiterziehen. Sahid kommt aus dem Haus und schimpft, erst ein wenig mit Askhat, weil er so lange weg war und dann ein wenig mit dem Unruhestifter.

Das Bild zeigt Sebastian, Sahids teuren, europäischen Hengst. Weil er so wertvoll ist, bleibt er den ganzen Tag im Stall und darf nur zum Sex aus seiner Box oder für den täglichen Ausritt im Schritt. Einen Sattel gibt es für ihn nicht, aber Lisa, die sich schon fast wie ein Kirgise aufs Pferd schwingt, beschwört, dass das Tier ganz umgänglich ist.

Beim Misten spart sich Lisa das Fitnessstudio. Zusätzlich hat sie bei der Heimfahrt immer genug Platz in der Mashrutka (weil Bauernhofparfum). Nach getaner Arbeit lädt Sahid seine beiden Helfer in sein bescheidenes Heim und es gibt erst einmal heißen Chai und ein wenig Konversation.

Später kocht Sahid auf seinem Herd Pilaw, ein Reisgericht mit Fleisch und Karotten. Die Rolle als Gastgeber gefällt dem gebildeten Mann und er ergreift die Gelegenheit, ein wenig über Politik zu diskutieren. Wie Lisa denn über die Situation in der Ukraine denke, fragt er zum Beispiel. Mitten in der Unterhaltung fangen die Hundewelpen an zu bellen. Der Nachbar ist da um seinen Hengst abzuholen. Sahid geht nach draußen und schließt die Tür hinter sich. Trotzdem hört man ihn auch drinnen noch schimpfen.

Sahid ist ein Mensch, der auch (und vielleicht gerade dann) sympathisch ist, wenn er schimpft. Der Witwer hat Landwirtschaft studiert, liest in seiner Freizeit Weltliteratur wie Dostojewski und ist ein geselliger Mensch. Er scheint sich viele Gedanken zu machen über das, was in der Welt so vor sich geht und freut sich, wenn ihm jemand zuhört. Lisa ist bei ihm willkommen, und als sein (etwas angetrunkener) Bruder mit dem Neffen vorbei kommt, wird gleich Aufstellung für ein Gruppenfoto genommen …ganz authentisch vor dem Misthaufen.