Von wegen ledergepolsterter Achter-Sessellift mit Sitzheizung und Sturmhaube. Hier im Kashka Suu gibt es einen einzigen Zweier-Holzklappstuhl-Lift, bei dem man zur Not noch eine kleine Kette vorhängen kann. Bügel zum Abstellen der Füße sucht man vergebens.

„Schnall dich doch an“, sagt Kathrin, die in Bishkek für eine humanitäre Hilfsorganisation arbeitet. Ich halte meinen Rucksack umklammert und überlege, was wohl als erstes runter fallen wird, Rucksack, Handschuh, Ski oder ich? Deshalb bewege ich mich lieber nicht, auch nicht zum Anschnallen. Am Ausstieg sorge ich dafür, dass mich auch der kirgisische Liftwart in Erinnerung behält. Ich komme nicht schnell genug weg und falle um, der Rucksack bleibt am Lift hängen. Ich blicke ihm hilflos nach und sehe schon die Suchaktion im Wald vor Augen. Der drahtige Liftwart allerdings hechtet hinterher – in letzter Sekunde bekommt er ihn los. „Spasiba bolshoj!“ ist das einzige was ich dazu sagen kann, „Vielen Dank!“.

 

 

Im Kashka Suu, etwa 40 Minuten von Bishkek entfernt, gibt es nicht viele Pisten und noch wenig Schnee. Allerdings reicht der Schnee, um die Straßenlage signifikant zu verschlechtern. Damit hatte unser kirgisischer Taxifahrer übrigens bei der Anfahrt nicht gerechnet. Man fährt Richtung Ala Archa und biegt vorher links ab. Dann geht es noch etwa sieben Kilometer auf einem Feldweg die Serpentinen hoch. Irgendwann drehen die Reifen nur noch durch und das Auto fängt langsam an, rückwärts zu rutschen – genau in Richtung eines anderen geparkten PKWs, bei dem der Fahrer gerade versucht die Schneeketten anzulegen. Helfer kommen angerannt und fangen die meiste Kraft des Aufpralls ab. Einen kleinen Stups bekommt der Wagen aber doch und rutscht nun selbst  rückwärts. Dann gibt es, wie im besten Cartoon, eine Kettenreaktion und irgendwann kracht es tatsächlich. Kathrin und ich waren vorher ausgestiegen und schauen hilflos zu. Unser Taxifahrer sagt, wir sollen ruhig schon mal weiter gehen. Er regelt das hier schon. Später ruft er noch einmal an und fragt, ob es uns gut geht.

Reiseinfo: Skier Ausleihen kostet 600 Som (ca. 10 Euro). Jetzt wissen wir auch, wo europäisches Ski- und Snowboardequipment seinen Lebensabend verbringt. Die Schuhe gibt’s nur in zu klein und die Bindung wird Pi mal Daumen eingestellt. Insgesamt eine suboptimale Situation, aber es geht schon. Die Liftkarte von 10.00 bis 16.30 Uhr kostet für einen Tag 700 Som, allerdings wird der Lift schon eine Viertelstunde vor Schluss abgestellt.

Reisetipps:

Location. Wären wir drei Kilometer weiter den Berg hoch gefahren, wären wir in Ak-Tash gelandet, einem anderen Skigebiet. Das hat sogar zwei Lifte, mehr Schnee und ist billiger. Dort hätten Liftfahren und Ausrüstung zusammen nur 500 Som gekostet, aber dafür ist auch mehr los.

Verpflegung. Zur Pause kann man in Kashka Suu gemütlich einen Instant-Kaffee trinken, in einem kleinen Imbiss auf der Hütte. Anständiges Essen sollte man selbst mitbringen. Es gibt sogar Grillplätze, wo die russischen Skifahrer fleißig das Schaschlik wenden.

Wetter. Alles in allem ging es ruhig zu und das Wetter war größtenteils sonnig. Einmal hatten wir kurz Nebel und absolut keinen Wind. Falls es aber windig werden sollte, dann macht der Zweier-Holzklappstuhl-Lift sicher nicht mehr so viel Spaß.

Sprache. Skifahren heißt auf Russisch: катание на лыжах sprich: katanje na lischach

Fazit: Als Saisonauftakt war der Tagesausflug ganz gut, vor allem weil ich nicht wusste, ob sich meine Beine überhaupt noch an’s Skifahren erinnern. Wer aber richtig Skifahren will, sollte gleich nach Karakol gehen. Das Tien Shan eignet sich auch hervorragend für Skitouren, aber die Ausrüstung ist nicht leicht aufzutreiben… to be continued.