„… und dort ist die Dusche“, mein Couchsurfing-Gastgeber, Erdem, zeigt mir seine Wohnung. „Ein Badezimmer?! IN der Wohnung?!“ das habe ich schon lange nicht mehr erlebt. Als Erdem mir ein Bier vor die Nase stellt und mir den WiFi-Zugang zeigt, bin ich im siebten Himmel. Wir sind in seiner Wohnung im 16. Stock des Djal Artis, einem der höchsten Gebäude in Bishkek. Erdem muss zurück zur Arbeit. Und während ich im Internet surfe, spielt der Kater Peter mit den Bändern an meinem Rucksack.
Schon beim Landeanflug gefällt mir Kirgisien: Berge, Flüsse, schönes Wetter und ein hervorragender Service von Turkish Airlines … sogar Mittagessen und Kinofilme, für einen 2.5-stündigen Flug. Jaha, liebe Lufthansa, so schaut’s aus.
Meine gute Laune können auch die Taxifahrer nicht verderben, die sich wie die Geier am Ausgang auf die Touristen stürzen. „Bishkek? Taxi?“ -„Nein, später.“ Ich wollte noch einiges am Flughafen erledigen, Geld wechseln, Telefonkarte kaufen, Erdem anrufen. Am Ende hab ich mich doch von einem der Taxifahrer breit schlagen lassen.
Auf der Fahrt nach Bishkek unterhalten wir uns ein bisschen. Ali spricht ein wenig Englisch. Er kommt ursprünglich aus der Türkei, zeigt mir aber stolz seinen Kirgisischen Ausweis. Er lebt mit seiner Familie in der Nähe des Flughafens und hat einen Bauernhof. Das inoffizielle Taxigeschäft betreibt er nebenbei, mit seinem VW Passat Kombi. Das Auto hat er sich, wie viele Kirgisen, direkt aus Deutschland geholt. Tatsächlich sieht man hier viele VWs, Mercedes und ab und zu auch BMWs fahren. Japaner und russische Ladas gibt es aber auch genug. Wie in Sibirien oder in der Mongolei haben manche Wagen, daher das Lenkrad mal auf der rechten und mal auf der linken Seite.
Ali hilft mir, an einem Stand im Straßengraben, eine Megacom-Telefonkarte für 200 Som zu erstehen und legt das Geld derweil aus. Dann geht’s zur Insider-Wechselstube. 64 Som sind etwa ein Euro. Mein mongolisches Geld hatte ich in Ulan Bator noch in Dollar gewechselt. Später beim Abheben gab’s mal wieder Probleme (wer hätte das gedacht). Mastercard ist hier nicht so populär und man muss sich erst zum richtigen Automaten durchfragen. Wenn einem das geglückt ist, sollte man sich nicht zu früh freuen. Auch wenn der Schirm „Transaction processing“ zeigt und man schon den Geldzähler hört. Dann kann nämlich in diesem Moment immer noch die Klappe vom Geldautomaten kaputt gehen und die Scheine bleiben unerreichbar. Und dann geh mal in eine russich-sprachige Bank und erkläre, was eben passiert ist…
Reisetipp: Sei kein Pechvogel.
Davon lasse ich mir die Laune auch nicht verderben. Auch nicht davon, dass Ali mit 1000 Som das Doppelte für die Fahrt verlangt als üblich wäre (Zwei Tage später fahre ich wieder mit ihm und zahle wieder zu viel). Ansonsten läuft nämlich alles nach Plan. Erdem’s Freundin Arianne zeigt mir die Stadt, den Basar und erklärt mir, wie man die Kleinbusse, die Maschrutkas, benutzt (10 Som pro Fahrt). Die schwirren durch die Stadt wie die Fliegen und halten an, wenn man sie darum bittet.
Reisetipp: Russisch sprechen zu können hilft. Überraschenderweise sprechen auch viele Leute Deutsch, vor allem an der Universität. In manchen Schulen wird nur Deutsch als Fremdsprache unterrichtet, nicht Englisch. Das haben mir zwei 13-jährige Mädchen erzählt, die ich heute nach dem Weg gefragt habe.
Die Bishkeker Innenstadt ist angenehmer als das staubige Ulan Bator. Grünstreifen und Bäume trennen den Straßenverkehr von den Gehwegen. Es gibt Restaurants und Cafes an der Straße und ab und zu auch einen Brunnen. Manchmal hat man sogar das Gefühl in Italien zu sein.
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