Beim Gegner handelt es sich um eine Exzenterschneckenpumpe der Marke Stöckli, keine sechs Jahre alt und eigentlich ein Leichtgewicht. Probleme hatte niemand erwartet und solange mein Chef noch da ist, gibt es auch keine. Am Morgen läuft alles glatt: die Schläuche auf den Wiesen ausgelegt und die Pumpe vom Nachbarn abgeholt. Alles Equipment steht in Position, um die Jauchegrube unter dem Kuhstall zu leeren.

Ich bekomme noch letzte Anweisungen: Traktor anschalten, Gas geben und Zapfwellenkupplung langsam herauslassen. „Alles klar“, bestätige ich. Dann geht der Chef, um sich auf der Wiese um die Sprühanlage zu kümmern. Über Handy wollen wir in Kontakt bleiben. Das würde ein entspannter Nachmittag werden. „Nur Dasitzen und Pumpe überwachen“, denke ich und lehne mich im Traktorsitz zurück. Da hat sich die Pumpe wahrscheinlich schon ins Fäustchen gelacht.

Der Anruf kommt und ich lasse die Kupplung heraus. Die Zapfwelle dreht sich kurz, dann stottert der Traktormotor und stirbt ab. Ich versuche es noch ein paar Mal, immer mit dem gleichen Resultat. Mir bleibt nichts anderes übrig, als den Chef anzurufen und von meinem Scheitern zu berichten. Mit dem Jeep fahre ich zur Wiese und wir tauschen Plätze. Natürlich läuft nach fünf Minuten die Jauche durch die Sprühanlage. Als der Chef wieder kommt, frage ich, wie er es geschafft hat. „Mit Brachialgewalt“, sagt er nur und lacht.

Ich fahre mit dem Jeep zurück. Vor dem Stall kommt mir der Nachbar entgegen, der die Pumpe zuvor benutzt hatte. Er kurbelt das Fenster herunter und fragt: „Klappt es?“ – „Jetzt schon“, antworte ich in fränkischer Kürze und fahre weiter. Hätte ich gewusst, was noch kommt, hätte ich mich wohl genauer erkundigt. Denn wie ich im Nachhinein erfahre, hat das Gerät auch bei ihm schon Schwierigkeiten gemacht.

Als ich zurückkomme, sehe ich, wie die Pumpe wild auf ihren Metallfüßen hüpft, so stark, dass sie hinter dem Traktor nach rechts schwingt. Mir fällt sofort ein Stichwort aus der Physikvorlesung ein: „Resonanzkatastrophe“. Der Professor hat über eine Zentrifuge gesprochen und gesagt: „Die geht Ihnen durch die Wand.“ Ich mache also aus Respekt einen Bogen um die Pumpe und überprüfe den Gashebel am Traktor, die Umdrehungszahl stimmt. Wieder rufe ich meinen Chef an und erstatte Bericht über die neue Situation. „Das ist schon in Ordnung so“, sagt er gelassen.

„Na, wenn er meint“, denke ich und kümmere mich um ein Jaucherohr, bei dem mir ein Riss aufgefallen ist. Mit Panzertape und Taschenmesser bin ich so auf das Leck konzentriert, dass ich nicht merke, was die Jauchepumpe gerade treibt. Unbeobachtet und ganz heimlich hüpft sie nämlich auf einem Jaucheschlauch herum. Das merke ich erst, als die Sprühfontäne in die Luft schießt und die gelbe Brühe auf mich niederregnet. Mir fällt nichts anderes ein, als die Pumpe auszuschalten und mich auf das Loch im Schlauch zu stellen. Wieder rufe ich den Chef an. Böse ist er nicht, solche Probleme scheint er zu kennen. Aber ein Grinsen kann er nicht unterdrücken, als er durch das Tor kommt und mich sieht. Sogar die Kühe am Zaun, die das Szenario aufmerksam beobachtet haben, scheinen zu schmunzeln. Nur die Jauchepumpe steht leise da und ruht sich auf ihrem Sieg aus.

Wir schneiden das kaputte Stück einfach ab und schließen den Schlauch wieder an. Die Pumpe binden wir mit Stricken am Metallzaun fest, damit sie nicht mehr weghüpfen kann. Mein Chef geht wieder zurück auf die Wiese. Ich starte die Zapfwelle und – Überraschung – es funktioniert einwandfrei. Die Pumpe springt an und hüpft nun auf der Stelle. Der Strick hat geholfen, möchte man meinen. Nun ist die Pumpe aber nicht dumm. Als sie feststellt, dass es nach rechts nicht mehr geht, hüpft sie eben nach links – zum Zaun und zur Klippe in den Misthaufen. Als ich es bemerke, ist der hintere Fuß schon beinahe abgestürzt. Wieder schalte ich die Zapfwelle ab, wieder rufe ich an. Ich soll sie doch zurückschieben, sagt der Chef, eine Eisenstange als Hebel nehmen, schlägt er vor. Die Pumpe macht sich extra schwer und bewegt sich keinen Zentimeter.

Ich überlege kurz und binde den Rahmen einfach auf der anderen Seite fest. Sie muss ja gar nicht zurück, sondern darf einfach nur nicht abstürzen. Als ich wieder anschalte, hat sie immer noch zu viel Spielraum. Zentimeter um Zentimeter bewegt sich der Metallfuß weiter zum Abgrund. Jetzt habe ich die Schnauze voll. Wir wollen ja heute noch fertig werden. Den Faulpelz schalte ich nicht mehr ab. Ich laufe zum Stall und hole mehr Stricke. An allen festen Teilen, die ich finden kann, wird nun angebunden, gezogen und festgezurrt. Am Ende hüpft die Pumpe gefesselt und geknebelt auf der Stelle. „Sieg!“, denke ich und die Kühe applaudieren.

Aber die Jauchepumpe hat natürlich das letzte Wort. Aus Protest stampft sie noch fester und schon bald beginnen die Schraubenmuttern abzufallen. Als würde das noch nicht reichen, bricht das Schutzblech über der Zapfwelle ab. Zum Presslufthammer-Sound kommt dann auch noch das Scheppern von Metall auf Plastik. Bei der Geräuschkulisse nehmen die Kühe Reißaus.

Das hilft der Pumpe aber alles nichts, sie muss weiter arbeiten bis wir fertig sind. Als der Chef zurück kommt, hänge ich buschstäblich in den Seilen, der hintere Teil des Laufstalls schwimmt in Jauche und die Zapfwelle ist verbogen. Und so reagiert ein Schweizer: Er lacht, klopft mir auf die Schulter und sagt: „Das hast du gut gemacht.“